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Der Vulkanismus und seine Folgen

Nea Kameni

Bis vor etwa 3600 Jahren war Santorin eine ziemlich kreisrunde Insel, kegelförmig wie für Vulkane üblich. Man nannte sie damals Strongili, die Runde. Die Insel hatte sich im Laufe von Jahrmillionen durch stetigen Vulkanismus aufgebaut. Immer wieder kam es zu Eruptionen und auf dem nichtvulkanischen Felssockel wuchs der Vulkankegel aus Lavagestein, Asche und Bims. Auch heute noch findet man einige Gebiete, die nicht vulkanischen Ursprungs sind, vor allem im Bereich des Profitis Ilias, des höchsten Bergs von Santorin. Diese Region ist daher wesentlich älter als der aus Vulkangestein bestehende Rest der Insel.

In erdgeschichtlich sehr junger Zeit, nämlich nur etwa 1600 Jahre v. Chr. kam es dann zu einer verheerenden Eruption. In einem durch Gesteinsmassen verschlossenen Schlot hatte sich durch immer weiter aufsteigende Gase ein immenser Druck aufgebaut. Schließlich explodierte der Schlot und dieser Ausbruch riss Unmengen von flüssiger Magma, Asche und Gesteinsbrocken in die Höhe. Selbst in weit entfernt gelegenenen Regionen ging ein Ascheregen nieder, die Partikel wurden bis in die Stratosphäre geschleudert und verminderten die Sonneneinstrahlung derart, dass weltweit ein Temperaturrückgang zu verzeichnen war. Santorin selber wurde unter einer stellenweise bis zu 60 m dicken Asche- und Bimssteinschicht begraben, zusätzlich ergoss sich flüssiges Magma aus dem aufgerissenen Vulkan. Durch das Zusammentreffen mit dem Meerwasser wurden die folgenden Eruptionen noch heftiger, so dass sich die gesamte Insel in ein einziges Inferno verwandelte.

Häufig liest man, dass die heutige Form von Santorin unmittelbar durch die gewaltige Explosion verursacht wurde, dass also der Teil im Bereich der Caldera weggesprengt wurde. Dies ist so nicht ganz richtig. Erst nachdem die Reihe von Eruptionen des Vulkans abgeklungen war, weil die unter dem Archipel befindliche Magmakammer sich entleert hatte, stürzte diese ein und lies so die Caldera in der heutigen Form entstehen. Wie schnell dieses Einstürzen erfolgte, darüber ist sich die Wissenschaft nicht ganz einig. Man geht mittlerweile jedoch davon aus, dass die leere Magmakammer nicht schlagartig einstürzte, sondern vielmehr allmählich in sich zusammenfiel. Das Ergebnis für Santorin ist das gleiche, jedoch wäre bei einem plötzlichen Einsturz eine Flutwelle entstanden, die an den Küsten des gesamten östlichen Mittelmeerraums verheerende Schäden verursacht hätte. Lange Zeit hielt man dies für plausibel und sah darin auch die Ursache der Zerstörung der minoischen Paläste auf Kreta. Diese Theorie ist nun weitgehend verworfen worden, Santorin bröckelte langsam in sich zusammen und die Paläste hat jemand anderes auf dem Gewissen.

Bemerkenswert ist, dass diese Naturkatastrophe auf Santorin offensichtlich keine oder kaum Todesopfer forderte. Immerhin war Strongili, wie sie damals hieß, zum Zeitpunkt der Explosion bereits seit etwa 1400 Jahren - also seit 3000 v. Chr. - besiedelt. Die Menschen waren offensichtlich gewarnt, wahrscheinlich durch Vorbeben, und hatten rechtzeitig die Insel verlassen. In Akrotiri, wo unter einer viele Meter dicken Ascheschicht in einzigartiger Weise eine ganze Siedlung konserviert wurde, fand man zwar vielerlei Dinge, die uns heute Rückschlüsse auf die Lebensgewohnheiten der Bewohner ermöglichen, jedoch keine sterblichen Überreste, nicht einmal von Haus- bzw. Nutztieren.

Der Vulkan hat in vielerlei Hinsicht das Schicksal von Santorin geprägt. Neben der zerstörerischen Urgewalt, mit der er das Bild der Insel einst radikal veränderte und auch im Nachhinein immer noch stetig formt, hat er auch neue Grundlagen geschaffen. Ohne diese spektakuläre Historie hätte sich Santorin nicht zu einem derart beliebten Reiseziel entwickelt, welches die Insel heute ist.




 
 
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